Der Fidele Bauer 2008

 

Balduin Sulzer, OÖ Krone, 26. Juli 2010

"Begeisterte Publikumsreaktionen.."

"Namentlich der dritte Akt ist in Bad Ischl an Knalleffekten kaum mehr zu überbieten. Die Geschichte vom ärmlichen Bauernsohn Stefan, der es zum ,Doktor' bringt, wobei ihm die Wurzeln zum heimatlichen Kuhstall abhanden kommen: Das wird im aktuellen Fall vom bravourösen, unter Dolores Schmidinger agierenden, singenden und tanzenden Komödiantenteam in aller Deftigkeit, Ironie und auch mit liebevollem Sarkasmus durch den Raum gejagt.

Von den Mitwirkenden seien herausgehoben: Franz Suhrada (Matthäus), der

geschmeidige Tenor Eugene Amesmann (Stefan), der brillante Chor und das

unter Michael Zehetner... musizierende Lehár-Orchester."

Fotos: Rupert Bergmann          

 

 

Der Zigeunerbaron 2008

Zwischen Tradition und Revolution

Das Lehár Festival Bad Ischl lieferte mit einem brillant inszenierten "Zigeunerbaron" einen Riesenerfolg.

Was ist nun das "Geheimnis" der Dolores Schmidinger, dass es ihr zum zweiten Mal gelang, eine Operette so auf die Bühne zu bringen, dass einerseits die historische Tradition gewahrt bleibt und doch das ganze nicht in walzerseeliger Hoppsassalaune die Traun hinunterflutscht?

Es ist ihr behutsames Aktualisieren, das augenzwinkernd Bezüge zum Heute herstellt, die aber in keinster Weise aufgesetzt wirken oder gar das Stück aus seinem Rahmen her­aus­reißen. Dazu kommt ein sensibler Umgang mit der Geschichte, die ja gerade beim Zigeuner­baron einen gewichtigen Hintergrund bildet.

Und da wird alles Militärische penibel hinterfragt und nicht glorifiziert, was ja auch in der Musik nicht wirklich der Fall ist. So werden etwa im zweiten Akt die neuen Soldaten zwangs­rekrutiert und kommen auch nicht als strahlende Helden zurück, sondern aus­ge­mergelt und ramponiert.

Operette nicht als längst vergangenes Unterhaltungstheater einer k.u.k. Schickimicki­gesellschaft, sondern als aktuelle Bühnenkunst, die dennoch zum nicht gerade sparsamen Lachen animiert und zu verzaubern versteht.

Dazu trugen auch die traditionell realistischen Bühnenbilder und Kostüme von Katrin Köhler-Rölle bei. Aber nicht nur die szenische Lösung war ein großer Erfolg, auch musikalisch hatte die Aufführung einiges zu bieten. Marius Burkert leitete das ordentlich aufspielende Franz-Lehár-Orchester, steuerte schwungvolle Akzente bei, ließ aber so manches Detail eher im übereifrigen Elan verschwinden. Exzellent in Klang und Text­deutlichkeit von Thomas Huber einstudierte Chor des Lehár-Festivals.

[.] und das Publikum durfte mehr als zu Recht jubeln. Jubeln über einen in unserer "modernen Regielandschaft" fast revolutionären Ansatz: Ja zur Tradition, aber nicht mit Staub und Spinnweben!

Michael Wruss

Fotos: Rupert Bergmann    

 

 

DIE PRESSE, 22.07.2008

 

Der Vogelhändler 2008

OÖ NACHRICHTEN, 03.11.2008

 

DJ Adam & die fidelen Vogelhändler Keine Sorge - der Musikantenstadl bekommt nicht die höheren Weihen des Linzer Landestheaters, aber Dolores Schmidinger hat in ihrer gelungenen Vogelhändler-Regie pointiert die heile Welt des Alpenglamours ironisiert.

 

Eine ideale Mischung aus Tradition und Aktualisierung war am Samstag im Landestheater zu erleben. Und zwar nicht mit dem Vorschlaghammer, der das Stück zerschlägt und die Bruchstücke nicht mehr zusammenfinden lässt, sondern viel subtiler in der tieferen Schicht des Textes. Wie bei ihren Arbeiten für Bad Ischl hat sie mit Fritz Schindlecker auch hier nicht davor zurückgeschreckt, in die Dialoge und auch in den Wortlaut der unsterblichen Zeller-Melodien einzugreifen. Wenn die Postchristel den falschen Fürsten zeitgemäß mit dem Handy entlarvt, dann wäre es widersinnig, das originale Glöckchen zu besingen, was - logischerweise - auch nicht passiert. So bekommt der zwar noch immer zündende, aber doch mit Jahren angestaubte Plot eine Frischzellenkur, die dem Werk guttut. Die Gags funktionierten zwar nicht immer wie geplant, trotzdem gab es genug zum Lachen.

 

Köstlich auch Schmidinger als schrullige ProfessorIN, die ihr "in" so herzhaft blödelnd ein­forderte und aus g'standenen Manda zarte Mandarin(n)en kreierte.

 

So sehr man im gesprochenen Wort Aktualität forcierte, so traditionell blieben Bühnenbild und Kostüme, die Renate Schuler perfekt in Szene setzte. Einziges modernes Accessoire waren neben Handys die Glitzerjacken der Vogelhändlerband. Schmidinger sah in Adam weniger den Vogelhändler per se, sondern den volkstümlichen Schlagerstar, der die fürstliche High Society schwach werden lässt. Dazu gehören auch Seitenblicke-Reporter, die neu erfunden wurden.

 

Was Schmidingers Regiearbeit auszeichnet, ist die Auseinandersetzung mit dem Text, sodass die in der Operette so wichtigen Dialoge nicht als bloß überleitende Vehikel fungierten. Genauso wichtig - und dazu hat sie den Choreographen Alonso Barros geholt - ist ihr die punktgenaue Bewegung, die die ohnehin schon komischen Texte noch exaltierter erscheinen ließen. Derart schauspielerisch wendig sind Sänger selten zu erleben.

 

Musikalisch war der Abend durchaus erfreulich, doch fehlte das typische Kolorit von Zellers Musik, die Marc Reibel mit dem Bruckner Orchester schwungvoll, aber klanglich eindimensional aufbereitete. Aus dem homogenen Sängerensemble stach Karen Robertson als urkomische Adelaide heraus - sie hat zwar nicht viel zu singen, aber wie sie die ver­schrobene Hofdame anlegte, war phänomenal. Ihre Fürstin - Susann Hagel - kämpfte speziell bei den Kirschblüten mit der Textverständlichkeit, war aber stimmlich und dar­stellerisch eine Grande Dame. Iurie Ciobanu mimte einen zu aalglatten Neffen Stanislaus, der vom köstlich agierenden Franz Binder in die "onkelige" Obhut genommen wurde. Als spielfreudige, vor lauter Temperament sprudelnde Christel zeigte sich Alesja Miljutina von der besten Seite und fand auch den richtigen Tonfall. [.]

 

Der Bettelstudent 2005

OÖ NACHRICHTEN, 18.07.2005

 

Regie-Erstling Dolores Schmidingers

Ein blendendes Regie-Debüt ist Dolores Schmidinger mit ihrer Inszenierung von Millöckers "Bettelstudent" auf der Ischler Operettenbühne gelungen. Der schmissige Ablauf war lediglich von stimmlichen Mankos leicht getrübt.

Die Operette mag ein problematisches Stiefkind sein. Aber richtig verstanden, ohne allzu große Allüren umgesetzt, ohne fingerfuchtelnder Psychologisierung bedeutungs­ge­schwängert, sondern einfach ehrlich auf die Bühne gebracht, hat sie sehr wohl ihre Berechtigung.

Genau dieser zurückhaltende Respekt vor dem Unterhaltungstheater vergangener Zeiten ist Dolores Schmidinger bei ihrem Regiedebüt in Bad Ischl vergangenen Sonntag blendend gelungen.

 

Fotos: Rupert Bergmann    

 

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